Sonntag, 1. Juni 2014

01.06.2014

Sie schließt die Augen und sieht sich selbst. Als Kind. Mit ihrer Oma auf dem Spielplatz.
Mit ihrer Mama beim Spazierengehen. Gänseblümchen pflücken. Schaukeln. Malen. Basteln. Window Color malen. Kekse backen. Wie ihre Mama sie aus dem Kindergarten abholt.

Ihr Papa, wie er mit ihr tobt. Kitzelt. Lacht. Durch die Weltgeschichte reist. Abenteuer unternimmt und erlebt. Wie er abends liebevoll an ihrem Bett sitzt und kleine Geschichten erzählt und mit ihr betet bis sie eingeschlafen ist.

Ihr Kuscheltier, das immer & überall dabei war. Das sie begleitet, seit sie den singenden Hund das erstmal im Fernseh gesehen hat.

Die Musik, die sie früher, in der Grundschule, gehört hat. Die ihr Mut gemacht hat. Zu der sie geträumt und in ihrer Fantasie versunken ist.

Ihre Eltern, die immer da waren. Die sich kümmerten und sorgten.
Und trotz diesem perfekten und geschützten Zuhause, war die Kindheit nicht nur leicht und schön. Von der Grundschule in eine neue große Schule. Hänseleien. Doofe Sprüche. Zwischendurch auch mal Hauen und Schubsen. Die bösen Spitznamen.
All das verdrängt sie schnell wieder.

Wie sie in den Armen von Papa eingeschlafen ist.
Wie sie mit Mama gekuschelt hat und die Welt perfekt war.

All die schönen alten Zeiten.
Und jetzt ist sie fast erwachsen, wartet darauf, endlich 18 zu sein, unabhängig zu sein.
Einerseits möchte sie unbedingt endlich volljährig sein, feiern gehen, auf Demos und Festivals gehen, Auto fahren. Das Leben auf sich zukommen lassen & genießen. Neue Leute kennen lernen, neue Freundschaften schließen, Beziehungen haben und wieder beenden. Abenteuer erleben.

Abenteuer erleben. Ihr jetziges Abenteuer sind aber die Abschlussprüfungen und diese verlaufen nicht gerade gut. Irgendwie sehnt sie sich in diesem Augenblick nach nichts mehr, als wieder klein zu sein, in ihrer geschützten Welt mit Mama & Papa, wo nichts passieren konnte und alles gut war.

Doch heute - Streit mit Papa, weil sie nicht zum Therapeuten will und neue Wunden an ihrem Körper aufgetaucht sind.
Streit mit Mama - sie soll doch endlich mal machen, nicht immer nur angenervt und zickig sein, mal im Haushalt mithelfen oder zumindest lernen!
Und erzählen könnte sie ja auch mal, schließlich seien sie doch die Eltern. Dabei weiß sie selbst nicht was im Moment mit ihren Freunden, ihrem Kerl und in der Schule los ist.

Also nimmt sie sich ihren Plüschhund von damals, macht Lafee an und unweigerlich kommen ihr die Tränen. Aber es macht nichts, denn manchmal müssen Tränen eben sein.
Die Kindheit ist vergangen & das Erwachsensein liegt in der Zukunft… und die Zwischenzeit - nun ja, sie wird sie schon irgendwie überstehen.